Die Narben von Mostar
An der Grenze von Montenegro nach Bosnien und Herzegowina stehen wir ca. eine halbe Stunde - unserer bisher längste Wartezeit. Sofort nach der Grenze sieht und merkt man: Bosnien und Herzegowina ist deutlich ärmer - es ist das ärmste Land Europas, geprägt vom schlimmen Krieg.
Am späten Nachmittag kommen wir in Mostar an. Sofort hat man das Gefühl: Diese Stadt ist speziell. Die Innenstadt mit ihren schmalen, gepflasterten Gassen ist sehr orientalisch geprägt, Moscheen zieren das Stadtbild. Auf der bekanntesten Sehenswürdigkeit, der zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Steinbogenbrücke „Stari Most“ tummeln sich jede Menge Touristen, um Fotos zu machen. Kein Wunder, die landschaftliche Kulisse mit dem türkisfarbenen Wasser des Flusses Neretva machen den Anblick komplett. Dennoch: Der Bosnienkrieg hat in Mostar seine Spuren hinterlassen. Die Narben in den Gebäuden erinnern an den schlimmen Krieg vor 30 Jahren, bei dem Mostar zum traurigen Symbol der ethnischen Spannungen und stark zerstört wurde. Beschäftigt man sich intensiver mit Mostar, liest man, dass die Spannungen zwischen den muslimischen Bosniaken und den Kroaten auch heute noch sehr groß sind, Unterricht findet noch immer getrennt statt. Als Tourist bekommt man davon jedoch wenig mit. Die Stimmung in der Innenstadt wirkt insbesondere in den Abendstunden ausgelassen, die kleine Stadt pulsiert, in vielen Bars tönt laute Musik.
Am nächsten Morgen packe ich Johanna in die Trage und gehe Frühstück holen, abseits der wieder aufgebauten und herausgeputzten Innenstadt. Hier erlebe ich das echte Mostar: Ältere Opas, die gemütlich im Straßencafé sitzen und sich lauthals unterhalten, kleine Obst- und Gemüseläden, authentische Imbisse mit leckerem Essen - von Fisch, über Polenta, Kartoffeln, Spinat, Couscous, selbstgebackenem Brot und vielem mehr gibt es hier endlich die kulinarische Abwechslung, die wir uns während unserer Balkanreise schon manchmal gewünscht hätten. Mit Johanna wird liebevoll gelacht. Tagsüber können wir nur wenig unternehmen, es ist einfach zu heiß. Mostar zählt zu den heißesten Städten Europas - und das spüren wir auch.
Probleme scheint Bosnien und Herzegowina mit der Müllentsorgung zu haben - entsorgter Müll landet häufig im Fluss. Exemplarisch dafür ist eine Situation, die wir beim Frühstück beobachten: Ein Mann steht mit Gummistiefeln im Fluss, um den Müll, der sich an einem Baumstamm vor seinem Restaurant gesammelt hat, zu entfernen: Anstatt ihn herauszufischen und zu entsorgen, löst er ihn nur und lässt ihn flussabwärts weiterfließen. Der Umgang mit Müll scheint ein größeres Problem zu sein. Einige Flüsse in Bosnien und Herzegowina gleichen wohl bereits einer schwimmenden Müllkippe.
Wir verlassen Bosnien und Herzegowina mit einem Stopp bei den Kravice Wasserfällen. Ein Naturspektakel und eine Touristenattraktion, sehr idyllisch, das Wasser glänzt türkisblau. Die Welt scheint hier in Ordnung zu sein.
© Sarah

Die Fahrt
| Startzeit |
11:04 Uhr |
| Fahrdauer |
4:42h |
| Fahrstrecke |
199km |
| Ø Verbrauch |
6,1l / 100km |
| Ø Geschwindigkeit |
43,6km/h |
| Ankunftszeit |
17:30 Uhr |
| Strecke |
Kotor - Mostar |